Donnerstag, 11. April 2013

Handyguthaben

Es ist schon etwas länger her, dass ich dieses Erlebnis mit einem Kunden hatte. Unser Marktleiterbüro befindet sich direkt an den Kassen und von der Kasse 1 aus sieht man direkt auf die Tür. Dort saß ich, als ich einen älteren Herren energisch an die Tür klopfen sah.

"Der Marktleiter ist zur Zeit nicht im Büro, kann ich Ihnen weiterhelfen?"

- "Nein, holen Sie bitte einen der Kollegen."

Manchmal sagt einem einfach das eigene Gefühl, ob es wirklich um eine Marktleiterangelegenheit geht oder um eine Banalität. Da ich auf zweiteres tippte, gerade nicht viel los war und die anderen Kassen besetzt waren schloss ich meine und ging zu dem Kunden.

"Es könnte dauern bis der Chef wieder kommt, bis dahin kann ich Ihnen vielleicht helfen, worum es geht es denn?"

- "Also ich hätte lieber einen der Kollegen."

"Sie können mir ja verraten worum es geht und ich rufe dann einen der Kollegen."

- "Also ich habe letztens mein Handyguthaben mit 30 Euro aufgeladen."

Es folte eine bedeutungsvolle Pause. Erst jetzt wurde mir klar, dass bei ihm die Betonung auf dem Wort Kollegen lag. Nicht Kollegin. Männersache also.

"Haben Sie Probleme mit dem Aufladen oder wurde das Guthaben nicht gutgeschrieben?"

- "Nein nein, ich habe jetzt noch 3,20 Euro Guthaben, das habe ich abgefragt."

Vorsichtig fragte ich ihn, ob er sein Guthaben erneut aufladen möchte.

- "Da sind noch 3,20 drauf!"

Empört über meine Unfähigkeit zückte er ein Infoheftchen von seinem Handyanbieter.

- "Hier haben meine Töchter alles aufgeschrieben - DIE kennen sich da aus."

Damit waren die Töchter wohl auch die ersten die den "Platz für Notizen" in einer Gebrauchsanweisung genutzt haben.

"Das ist die Anleitung um das Guthaben aufzuladen - wollen Sie denn ihr Guthaben aufladen?"

- "Ja!"

Na endlich!!!

"Ok, das ist Anbieter xy, wie hoch soll das Guthaben sein?"

- "Naja beim letzten Mal habe ich für 30 Euro geladen."

"Also jetzt auch wieder 30?"

- "Ja genau!!!"

Bevor er seine Meinung wieder ändern konnte nahm ich die Karte von seinem Anbieter für 30 Euro und kassierte ihn ab. Er bekam von mir seine Belege mit der Aufladenummer.

- "Und das lade ich dann so auf wie es hier steht?"

Er zückte sein Handy und scheiterte schon fast am lösen der Tastensperre.

"Kann ich Ihnen damit vielleicht helfen?"

- "Wenn Sie sowas können..."

Konnte ich. Schritt für Schritt erklärte ich ihm den Prozess und lud die 30 Euro auf sein Handy, inklusive anschließender Guthabenabfrage, zur Sicherheit.

Zufrieden strahlte er mich an.

- "Ach das hat ja super geklappt."

Sein Blick sucht auf meinem Kittel nach dem Namensschild.

- "Sie sind also die Frau ... Kassenmädchen! Ach das merk ich mir. Dann komme ich nächstes mal wieder zu Ihnen!"

Lieber nicht... den überlasse ich gerne den Kollegen ;)

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3 Kommentare:

  1. wow, ich schätze jetzt bist du ein echter kerl :-D

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  2. Einige Kunden haben seltsame Vorlieben ;) . Ich habe lange als PC-Verkäufer gearbeitet, Mädels hatten es da bei Beratungen echt schwer sich den Kunden gegenüber zu behaupten. Aber auch bei ein und derselben Person kanns knifflig werden: Ich hatte ein paar Monate lang einen Bart der mich älter hat aussehen lassen (war so um die 26 Jahre alt zu dem Zeitpunkt). Dann war der Bart ab und einer meiner ansonsten immer sehr zufriedenen Stammkunden kam zu mir. "Nein junger Mann, ich würde mich lieber von einem älteren Mitarbeiter bedienen lassen, ihnen fehlt es ja offensichtlich an Erfahrung". Man glaubt es kaum ;) .

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  3. Das habe ich auch schon oft gehört, ene Freundin von mir arbeitet in einer KFZ-Werkstatt und wird ständig damit konfrontiert. Aber bei einem Prepaid Handy kann man mir doch schon ein bisschen was zutrauen ;)

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