Dienstag, 12. Juni 2012

Setzen, sechs!

Einer unserer Stammkunden macht seinem Einkauf immer nach einem gewissen Schema. Eigentlich ist es auch eher ein Stammkunden-Paar. Sie kommen fast immer gemeinsam. Er, etwas älter, graues Haar, fülliger Körperbau, sie, etwas jünger, klein und schmächtig. Die beiden kommen immer zu später Stunde (oder ich sehe sie immer nur dann, da ich fast nur am Abend kassiere) und erledigen meist größere Einkäufe. Prinzipiell nicht ungewöhnlich, was mich aber immer wieder zum Staunen bringt: die beiden haben stets einen zusammenklappbaren Hocker dabei, auf den der Mann sich im Laden setzt, während die Frau die Regale durchstöbert. Es ist immer wieder ein netter Anblick wie er dann vor dem Regal mit Molkereiprodukten sitzt oder sich in der Obstabteilung niederlässt. Seine Begleiterin kümmert sich währenddessen um alles andere. Man kommt ja nicht umhin, sich Gedanken um die Menschen zu machen, die man so oft an der Kasse sieht. Bei den beiden habe ich mich schon oft gefragt wie ihr Verhältnis ist. Sie sehen nicht aus wie ein Paar, für Vater und Tochter ist der Altersunterschied aber nicht groß genug und befreundet wirken die beiden auch nicht. Wenn alle Sachen im Wagen sind klappen sie das Höckerchen zusammen, fahren zur Kasse und während sie sich um den Rest kümmert setzt er sich auf eine Bank, die im Laden hinter den Kassen steht. Er sitzt da, während sie die Sechserpacks Wasser und andere schwere Sachen in den Wagen hieft. Es wirkt auch nicht so als wäre er körperlich nicht dazu im Stande zu helfen, oder als würde er an einer Krankheit leiden, die ihn davon abhält. Von Außen ist das natürlich sowieso schwer zu beurteilen, aber mich ärgert es oft, wenn diese wirklich schmale, zerbrechliche Frau die Einkaufstüten trägt und in der anderen Hand noch den Hocker hält. Ich werde wohl nie erfahren wie die beiden zueinander stehen und es geht mich auch eigentlich nichts an. Aber es ist interessant, dass man doch anfängt sich Gedanken um solche Personen zu machen, selbst wenn sie nur als Kunde an der eigenen Kasse stehen.
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5 Kommentare:

  1. Vielleicht hat sie kein Auto und es ist ein Taxi-Fahrer, mit dem sie einen Sonderpreis ausgehandelt hat, weil er sie jede Woche zum Einkaufen fährt?

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  2. Vllt ist sie auch devot und geht mit ihrem Meister einkaufen? Und dann muss sie natürlich alles tragen ^^ und so

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  3. gewisse erkrankungen sieht man nicht so einfach, möglich ist es auf jeden fall dass er ein körperliches gebrechen, eine krankheit oder sonstiges hat das ihn daran hindert schweres zu heben oder lange zu stehen. aber ich stimme zu, es wirkt sehr, sehr, sehr seltsam und ich würde auch nicht anders können als mich darüber zu wundern

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  4. Hier entstehen ja schon Verschwörungstheorien :)
    Ich glaube auch dass es sich um eine Krankheit handelt, trotzdem ist es ein eigenartiger Anblick wenn er mittem im Laden auf seinem Hocker sitzt... ;)

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  5. Tippe auf das hier

    http://www.herzstiftung.de/pdf/Herzschwaeche_Chronisch.pdf

    Hab da mal einen Fernsehbericht über eine junge Frau mit der Erkrankung gesehen.
    Die hat genau das gleiche gemacht.

    Leider finde ich den Bericht im Internet nicht.

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